Etappe 2 -Highway to Hell
Die zweite Etappe auf meiner Tour von oben nach unten, stellt mich bereits früh vor eine Geduldsprobe. Die Strecke verläuft über 119km entlang der Städte Lüneburg, Uelzen und Gifhorn. Wie es mir auf der Tour ergangen ist kann du hier lesen.
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Inhaltsverzeichnnis
Die erste Nacht zu dritt im Dachzelt
In der ersten Nacht hatte ich hervorragend geschlafen. Vielleicht lag es daran, dass ich von der ersten Etappe und der riesigen Portion vom Abendessen einfach nur sehr müde war. Zu dritt im Dachzelt, das geht wunderbar und ist sogar total gemütlich. Eric liegt in der Mitte, Manu und ich bilden das Bollwerk um ihn herum.
In der Zeit, in der ich die Tour gemacht habe, wurde der kleine Mann noch regelmäßig einmal in der Nacht wach, und verlangte nach seine Flasche. Auch darauf waren wir natürlich vorbereitet. Hier spielte Manu wieder ihr volles Organisationstalent aus: Am Abend wurde ein Stoffbeutel mit allen nötigen Dingen gepackt und mit ins Dachzelt genommen. Darin enthalten war immer eine Thermoskanne mit heißem Wasser, eine Flasche mit kaltem Wasser, Milchpulver, Windeln usw. Also praktisch ein Rundum-Sorglos Paket für die Nacht.
Wenn man perfekt vorbereitet ist, dann ist das Schlafen mit Baby im Dachzelt fast einfacher als zu Hause. Man hat alles um sich herum und muss nicht aufstehen. Die Nächte zur dritt im Dachzelt sind zwar relativ entspannt, haben aber einen entscheidenden Nachteil: Wenn einer wach wird, werden meistens die Anderen auch wach. Entsprechend schnell sind die Nächte dann auch zu Ende. Da ich sowieso jeden Tag früh rauf aufs Bike wollte, war das aber kein großartiges Problem.
Am Morgen des 12.09.2022 war es jedoch etwas anders. Es gelang mir, ohne jemanden zu wecken, aus den Zelt zu klettern. Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe. Ich glaube, dass Eric einfach so platt war und noch immer dabei war, den erlebten Tag im Schlaf zu verarbeiten.
So konnte ich in aller Ruhe noch einmal einen Blick auf die anstehende Etappe werfen und anschließend meine Tasche für den Tag packen. In meiner Tasche habe ich nicht nur meinen Proviant transportiert, sondern auch die Technik für das Filmen. Die Drohne inklusive Akkus, GoPro Zubehör mit Akkus und eine Powerbank, falls doch mal alle Akkus schlappmachen.
Als wenn das alles nicht genug wäre, waren auch noch diverse Ersatzklamotten mit in der Tasche. Regenjacke und Regenhose sind immer mit dabei, und falls es kalt wird auch noch eine etwas wärmere Jacke. Alles in Allem ist das wahrscheinlich viel zu viel an Gewicht und Kram, das ich am Bike mit herumschleppe, aber ich bin halt gerne hundertprozentig ausgerüstet. Und ja, ich neige zur Übertreibung.
Die Etappe im Detail
Die zweite Etappe führte mich von Bardowick nach Höfen, einem kleinen Dorf in der Nähe von Gifhorn in Niedersachen. Dort hatten wir uns als Übernachtungsplatz den Bauernhof von Bauer Hinnerk ausgesucht. Hinderks Bauernhof hatten wir schon einmal besucht und dort eine Nacht mitten im Maislabyrinth verbracht – wir freuten uns auf ein Wiedersehen.
Der Hof ist Teil des Landvergnügen Netzwerks und verfügt, neben dem tollen Stellplatz, über eine Toilette, eine Dusche und sogar eine Waschmaschine – Perfekt für uns!
- Etappenlänge: Komoot – 119 km | Gemessen – 124,33 km
- pos. Höhenmeter (Komoot): 490m | Gemessen – 604 m
- Fahrzeit (Komoot): 05:53 h @ 20km/h | Gemessen: 05:41 h @ 21,8 km/h
Übernachtungsmöglichkeiten
- Bauernhof von Bauer Hinnerk (Landvergnügen)
- Campingplatz Tankumsee (Gifhorn)
- Pfadfindergelände Welfenhof
Rund um Gifhorn gibt es eine Menge Übernachtungsmöglichkeiten. Falls dir keiner der oben genannten zusagt, dann wirf mal einen Blick auf den Umkreis bei Google Maps.
Der Streckenverlauf
Als ich morgens in aller Ruhe über die Tagesetappe schaute fiel mir auf, dass die Etappe zum größten Teil an der B4 vorbeiführen sollte. Das gefiel mir überhaupt nicht. Ich kenne die B4 von unseren Fahrten in den Harz und weiß, dass diese sehr stark befahren ist. Da hatte ich nun wirklich keine große Lust drauf.
Zum Glück konnte ich hier auf die Ortskenntnis unserer Gastgeber zurückgreifen. Kurzer Hand strickten wir die Etappe gemeinsam ein wenig um. Dabei verlängerte sich die Strecke etwas, aber ich konnte eine großen Teil der B4 umgehen und so ein bisschen ländlicher unterwegs sein. Ganz ersparen konnte ich mir die Bundesstraße jedoch nicht, das wurde mir beim Blick auf die Karte klar.
Im Groben verlief die Strecke entlang der Städte Lüneburg, Uelzen und Gifhorn Richtung Süden. Große Steigungen waren auch heute nicht zu erwarten. Komoot versprach, dass der Streckenverlauf, bis auf ein paar kleine Peaks, sehr flach verlaufen würde.
Die erste größere Stadt auf meiner Tour, die es zu durchfahren galt, war Lüneburg. Ich bin wirklich kein Stadtmensch, und dementsprechend war auch das Radfahren in Lüneburg für mich keine Freude. Sicherlich ist das Navigieren in der Stadt eine Sache, an die man sich gewöhnt, aber ich als Neuling habe mich erstmal so richtig verfranzt und bin ein paar Ehrenrunden gefahren.
Ehrlich gesagt, hat mich das schon ziemlich genervt. Ich muss aber fairerweise sagen, dass das nicht an Lüneburg lag, sondern meiner eigenen Dummheit geschuldet ist.
Wer nicht aufs Navi hört und keine Schilder liest, der sitzt halt am Ende des Tages länger im Sattel.
Diese Erkenntnis ergab sich, als ich dann endlich meinen Weg durch Lüneburg gefunden hatte. Ich war erst ein paar Kilometer gefahren, aber irgendwie genervt und nicht gut drauf. Die Beine funktionierten tadellos. Es war mehr so eine Kopfsache. Ich befürchtete wohl schon, dass diese Etappe nicht zu den Schönsten gehören würde. Das Thema „Bundesstraße 4“ verfolgte mich auf jedem Kilometer.
Nach Lüneburg wurde es dann endlich grüner und ländlicher. Ich fuhr, dank des Routenvorschlags unserer Gastgeber, weitab der Bundesstraße durch kleine Dörfchen und ein tolle Landschaft.
Das Wetter war perfekt und es lief mittlerweile richtig gut. Gerade als ich so richtig in Fahrt kam, änderte sich der Streckenverlauf jedoch abrupt. Ich wusste, dass irgendwo links von mir die B4 verlief und bemerkte, dass ich dieser immer näher kam. Kurz nach einer kleinen Ortschaft Namens Holdenstedt, führte mich die Route auf die Bundesstraße.
Versteht mich nicht falsch: Es gibt dort einen Radweg, der parallel zur Straße verlauft, aber in diesem Moment war für mich die Idylle schlagartig zerstört und ich hatte einfach keinen Bock mehr. Toll, das solls schon gewesen sein? Nach 1,5 Tagen? Ich hatte echt Mühe mich zusammenzureißen und wieder Motivation zu finden.
Rückwirkend betrachtet, war der Abschnitt an der B4 gar nicht so lang. Zumal es mir spontan gelang, einen Schleichweg und somit eine ruhigere Route zu finden. Die damaligen Umstände machten mir aber echt zu schaffen. Schon merkwürdig, was manchmal so in meinem Kopf vorgeht.
Drei Dinge haben mir geholfen: 1. Kopf ausschalten und in die Pedale treten, 2. Ein spannendes Hörbuch auf voller Laustärke, und 3. Die Aussicht auf ein kühles Bierchen am Ziel. So tat ich was ich am besten kann: Ich verdrängte meine Gedanken und alles um mich herum und fuhr einfach weiter.
Im Handumdrehen hatte ich Uelzen passiert und stand bereits vor den Toren von Gifhorn. Jetzt wusste ich, dass es nicht mehr weit war. Zum Glück spielte das Wetter immer noch mit. Es war fast ein sommerlicher Tag – nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn es in Strömen geregnet hätte. Aber sowas würde mir doch nicht passieren, oder etwa doch?
Gifhorn war, nach Lüneburg wieder eine Stadt, die ich durchqueren musste. Hier gelang mir die Navigation jedoch auf Anhieb. Ich hatte dazugelernt, und versuchte nicht mit Abkürzungen meinen Garmin-Gehilfen zu verwirren.
Nach der „großen Stadt“ ging es für mich auf die Zielgerade und gleichzeitig wieder raus aufs Land. Hier konnte ich auch endlich wieder in Ruhe der Natur genießen und mich von den Strapazen des Tages erholen. Die Laune war schon wieder gestiegen und tat es weiter.
Nur noch ein paar Kilometer zwischen Feldern und Wiesen, und dann hatte ich es geschafft. Ich war endlich auf dem Bauernhof von Hinnerk angekommen. Dort wurde ich bereits von Manu und Eric erwartet. Die Beiden hatte einen tollen Platz für die Nacht gefunden. Mitten im Maislabyrinth durften wir unser Lager aufschlagen.
Dank der kleinen Umwege sind unterm Strich etwas mehr als 124km herausgekommen, die sich aber eher nach 224 km angefühlt haben. Der herzliche Empfang und der spektakuläre Übernachtungsplatz ließen mich die Anstrengungen des Tages jedoch schnell vergessen.
Meine Beine konnten sich in einem eiskalten Badezuber erholen und meine Seele belohnte ich mit einem ebenso eiskalten Bierchen. Der Tag nahm ein gutes Ende und ich freute mich auf die dritte Etappe, bis ich einen Blick auf den Wetterbreicht für den nächsten Tag geworfen hatte…