VON OBEN NACH UNTEN – Mit dem Fahrrad von der Ostsee zur Zugspitze – Etappe 3/9

Brocken Base-Camp

Die dritte Etappe auf meiner Tour von der Ostsee zur Zugspitze lässt mich zum ersten Mal ein wenig Höhenluft schnuppern. Das Etappenziel liegt am Fuße des Brockens in Ilsenburg. Dort schlagen wir unser Lager für die Nacht auf, bevor es für mich am nächsten Tag auf den Brocken geht.


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Die Nacht im Maislabyrinth

Als der Abend nahte, bekamen wir noch Besuch auf unserem Stellplatz. Bine und Basti gesellten sich zu uns und waren für die anstehende Nacht unsere Nachbarn. Biene ist eine langjährige Freundin von Manu. Zusammen mit Ruben und Berner Sennen Hündin Ceeliy hatte sie kurzerhand beschlossen, uns für die nächsten zwei Tage zu begleiten.

Basti kam mehr oder weniger ganz spontan zu uns. Ich bezeichne ihn immer gerne als meinen „Lieblingsaussteiger“. Wir haben Basti vor ein paar Jahren auf einem Event der Dachzeltnomaden kennengelernt. Er lebt als Full-Time Vanlifer in seinem VW-T4 und hat, zusammen mit seinem Bulli, schon einige Abenteuer erlebt. Da gibt es immer eine Menge Geschichten zu erzählen. Genau das Richtige für einen Abend im Maisfeld zwischen zwei Etappen.

Unsere Wagenburg im Maisfeld

Eric hielt es erstaunlich lange wach, was wahrscheinlich an Bines kleinem Sohn und Ceely lag. Dieser riesige Hund muss auf auf Eric wie ein echter Bär gewirkt haben. Eric und Ruben verstanden sich jedenfalls auch prima und unterhielten sich in ihrer eigenen Sprache. Der Altersunterschied schien den beiden nichts auszumachen.

An diesem Abend sind Manu, Eric und ich gleichzeitig ins Dachzelt geklettert. Es wurde schnell dunkel und doch recht kühl. Der frische Wind, der plötzlich aufkam tat sein Übriges. Die Nacht war, so wie es auf dem Land typisch ist, sehr ruhig. Nur der mannshohe Mais schwankte im Wind und sorgte für ein angenehmes Hintergrundrauschen.

Dann, es war genau 05:43 Uhr, wurde aus dem leisen Rauschen ein leises Prasseln. Das Prasseln wurde immer lauter, und weckte mich aus meinem Schlaf. Es regnete in Strömen. Bevor ich so richtig wach war, fand ich es noch gemütlich.

Ich liebe es bei Regen im Dachzelt zu liegen, und den Tropfen zu lauschen. Das ist wie ein Dachfenster in einer Dachgeschosswohnung – nur viel gemütlicher.

Doch plötzlich war ich schlagartig wach! Mir fiel unvermittelt ein, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs war und heute in den Harz aufbrechen wollte. Da konnte ich Regen nicht gebrauchen.

„Das hört schon wieder auf“ meinte Manu, als sie bemerkte, dass ich kerzengerade im Dachzelt saß und am Handy den Wetterbericht studierte. Doch dieser verhieß nichts Gutes: Heute sollte es auf meiner Etappe immer wieder regnen. Die Vorhersage für die nächsten Tage ignorierte ich erstmal.

Auf geht´s in die dritte Etappe

Ich versuchte das Führstück in die Länge zu ziehen und den Startzeitpunkt so noch etwas nach hinten zu schieben. Aber es half alles nichts, denn es regnete weiter. Jetzt stand sie also an: Die erste Regenetappe auf meiner Tour.

Da an diesem Tag Manu´s Geburtstag war, und wir vorhatten in Ilsenburg ein wenig zu feiern, nahm ich mir vor, die anstehende Etappe so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Also setzte ich mich exakt um 10:01 Uhr auf´s Bike und trat in die Pedalen.

Die Etappe im Detail

Die dritte Etappe führte mich von Hinnerks Bauernhof in Höfen bei Gifhorn nach Ilsenburg im Harz. Nachdem ich also bereits in der ersten Etappe Niedersachsen erreicht hatte, stand nun das dritte Bundesland auf meinem Reiseplan: Sachsen-Anhalt.

Die dritte Etappe von Höfen nach Ilsenburg
  • Etappenlänge: Komoot – 87,1 km | Gemessen – 88,38 km
  • pos. Höhenmeter (Komoot): 460m | Gemessen – 472 m
  • Fahrzeit (Komoot): 04:28 h @ 20km/h | Gemessen: 04:31 h @ 19,5 km/h

Übernachtungsmöglichkeiten

Rund um den Brocken gibt es eine Menge Übernachtungsmöglichkeiten. Falls dir keine der oben genannten Plätze zusagt, wirf mal einen Blick auf den Umkreis bei Google Maps.

Da sich alles rund um den Brocken abspielt, musst du damit rechnen, dass du deine Route unter Umständen etwas anpassen musst.

Die Tour wird dann sicherlich etwas länger wenden. Dabei solltest du die Höhenmeter nicht unterschätzen. An viele Stellen im Harz geht es gigantisch begrab, bevor es im nächsten Moment wieder gnadenlos bergauf geht.

Der Streckenverlauf

Die ersten Kilometer legte ich mal wieder an der Bundesstraße zurück. Das störte mich heute jedoch ziemlich wenig, denn dick eingepackt in meine Regenjacke und mit einem Hörbuch im Ohr, bekam ich sowieso nicht viel von der Umgebung mit. Hinzu kam der Regen und die Gischt der vorbeifahrenden Fahrzeuge. Viel zu sehen gab´s nicht. Das war mir aber heute egal, den ich war im Tunnel und hatte das 87km entfernte Ziel vor Augen.

Kostenlose Dusche auf der Landstraße

Für mich ging es erstmal Richtung Braunschweig. Dort angekommen, riss die Wolkendecke auf und es hört auf zu regnen. Kurzeitig ließ sich sogar die Sonne blicken. Als ich Braunschweig durchquert hatte, waren ich und meine Klamotten wieder vollständig trocken. Das Durchfahren der Städte funktionierte heute ohne Probleme. Allmählich hatte ich mich eigegroovt.

Die Strecke zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel war schnell zurückgelegt. Nachdem ich dann auch Wolfenbüttel hinter mir gelassen hatte, tauchten ein Paar unscheinbare Hügel am Horizont auf. Auf dem höchsten Hügel war eine Art Antenne zu erkennen. „Komisch, sieht aus wie der Brocken“, dachte ich. Und tatsächlich, es war der Brocken.

Aus der Entfernung wirkte er klein und fiel kaum auf. Aber die Hügel am Horizont wurden mit jedem Kilometer größer und kamen näher. Das beflügelte mich dann zum Endspurt, der mich endlich abseits der Bundes- und Landstraßen in Richtung Ziel brachte.

Das Höhenprofil der dritten Etappe

Am Ende würde ich in Ilsenburg endlich ein wenig Höhenluft schnuppern können, wenn auch die positiven Höhenmeter auf der Etappe nicht so krass ins Gewicht fallen würden. Komoot sagte voraus, dass es zum Schluss ein wenig in die Höhe gehen sollte.

Doch bevor ich in Ilsenburg ankam galt es noch ein paar Kilometer zu strampeln. Die Stadt und auch größere Orte rückten in den Hintergrund, und ich bahnte mir meinen Weg durch durch Wiesen, Felder und kleine Dörfchen.

Kurz vor Abbenrode passierte ich dann die ehemalige innerdeutsche Grenze und überfuhr damit auch gleichzeitig die Grenze zu Sachsen-Anhalt.

Kurz nachdem ich Abbenrode durchquert hate, bin ich im Nationalpark Harz angekommen. Die ersten Steigungen kamen und forderten meine Waden nochmal ein letztes Mal heraus. Wegen der akuten Waldbrandgefahr musste das abendliche Geburtstagsgrillen ausfallen. Doch auch diese schlechte Nachricht konnte mich an diesem Tag nicht aus der Bahn werfen.

Es lagen nur noch 15 km vor mir. Ich war auf der Zielgeraden. Meine Beine funktionierten noch immer tadellos. Auch die paar letzten Steigungen brachten mich nicht sonderlich ins schwitzen. Ich erreichte Ilsenburg bei bester Laune und durchfuhr den kleinen Ort bis zu unserem Stellplatz, der direkt an der Ilse lag.

Als ich ankam waren aus den Hügeln am Horizont ein paar eindrucksvolle Berge geworden. Wenngleich sie auch nicht im Entferntesten mit den Alpen vergleichbar sind, hatte ich Respekt vor dem morgigen „Aufstieg“. Den größten Berg wollte ich am nächsten Tag mit meinem Rad erobern. Der Brocken wartete auf mich.

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