Plötzlich wurde ich wach und strampelte hektisch den Schlafsack von mir runter. Es war viel zu heiß! Puuuuh, ausatmen – dann war es besser! Ich versuchte weiter zu schlafen, aber die schlurfenden Schritte der Frühaufsteher – die direkt neben meinem Kopf lang zogen – hielten mich wach. Ich war kein Frühaufsteher. Das bin ich bis heute nicht! Deswegen fällt mir das wieder Einschlafen morgens eigentlich auch leicht: Also Augen zu und weiter schlafen. Aber so schnell wurde daraus dann doch nichts. Zu viele Schritte und Gespräche liefen an mir vorbei.
Für die nächste Nacht plante ich mir Oropax zu besorgen. Ich fand mit diesem super Plan dann irgendwann wieder in den Schlaf – aber nur sehr kurz! Wieder überrannte mich die Hitze. Dieses Mal konnte ich keinen Schlafsack und auch keine Decke mehr abstrampeln. Schnell rutschte ich zum Zelteingang, riss den Reißverschluss auf und robbte mit meiner Isomatte nach draußen. Das tat gut: Frische Luft. Kühl und angenehm. Ich musste jetzt nur damit klar kommen, dass jeder ‚frühe‘ Festivalaufsteher, der hier vorbei kam, mich beim schlafen beobachten konnte.
Bevor ich versuchte weiter zu schlafen schaute ich mich kurz um: Neben mir stand das Wohnmobil meiner Freunde. Die schliefen noch. Die hatten es nicht zu warm und nicht zu kalt und waren den lauten Geräuschen gegenüber gut abgeschirmt. Die hatten es gut.
Einen ’spießigen‘ Wohnwagen wollte ich dennoch nicht haben. Ich lebte zu der Zeit alleine (mit zwei Katzen) und hatte nicht das nötige Kleingeld, um ein fahrbares Haus zu kaufen, geschweige denn zu unterhalten. Aber ein Auto in dem ich schlafen konnte. Das wäre großartig! Mein kleiner Hyundai Getz – mit Namen Johnny – ist zwar ein einfaches und mega praktisches Auto, dass mich noch nie im Stich gelassen hat (bis heute nicht!) – aber für einen Campingsausbau ist er viel zu klein.
Wo soll denn das ganze Gepäck hin?
„Und wo kann ich eine gerade Liegefläche zum schlafen schaffen? Und wer bitte soll das bauen? Ich bin handwerklich nicht die Begabteste und auch nicht gerade geduldig! Also doch ein größeres Auto?“ Fragen über Fragen.
Dabei war Johnny zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so lange an meiner Seite, und schon plante ich ihn einzutauschen gegen ein größeres Modell. Dabei brauchte ich für die drei bis vier Wochenenden im Jahr, an denen ich auf Festivals ging, gar kein größeres Auto. Naja, ich würde dann auch nach Konzerten, und wenn es sich eh anbieten würde darin pennen, dachte ich weiter. Aber fehlen tat es mir ’nur‘ für die Festivals. Eigentlich konnte man dann doch auch beim Wurfzelt bleiben, das wäre das Einfachste und Günstigste. Und es ging ja auch irgendwie, ich war ja nicht unglücklich mit dem Bodenzelt. Nur ein bisschen zu früh wach für meinen Geschmack!
Der Tag beginnt
Meine Auto-Zukunftspläne verwarf ich, als die Sonne hinter einem Baum hervor kam und mir ins Gesicht brannte. Kurz legte ich mir ein leichtes T-Shirt über den Kopf, aber so richtig gut schlafen war darunter echt nicht mehr möglich. Ich kapitulierte und stand endgültig auf.
Auf dem Weg zum Dixiklo – eigentlich viel zu müde und vielleicht auch etwas genervt – entdecke ich etwas: Ein Zelt auf dem Autodach! Wie abgefahren war das denn?! Jedes Mal wenn ich vom Camp zum Klo ging fand ich den Weg daran vorbei und studiere das Zelt. Aufklappbar zur Seite, und man hatte direkt einen Pavillon – einen Sonnen- und Regenschutz – dabei. Mega gut! Und es fiel total auf, neben all den Wohnwagen und Bullis, die auf dem Womo-Stellplatz beim Deichbrand Festival 2014 standen. Sowas musste ich haben! Allerdings startete bald das Musikprogramm und ich vergaß die Schlafsituation über den Tag wieder.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, weil es viel wieder zu heiß im Wurfzelt wurde, dachte ich darüber nach, wie es sich wohl in diesem Zelt auf dem Autodach anfühlen würde.
2018 – Dreieinhalb Jahre später
Da war das Ding wieder: Ich stand erstmals wieder vor einem Dachzelt. Bis dahin hatte ich sie fast vergessen: diese Idee auf dem Autodach zu schlafen. Aber nicht den Gedanken über ein Auto, in dem man schlafen kann. Der blieb all die Zeit als kleiner Traum bestehen. Naja, nun stand ich vor diesem Dachzelt (inzwischen hat das Ding einen Namen für mich!) und dieses Mal konnte ich es auch anfassen und reinklettern! Wir waren auf der abf-Messe in Hannover.
Eigentlich wollten wir – ach ja, wieder dieses WIR 🙂 ja, inzwischen hatte ich es geschafft einen Mann zu finden, der meine Verrücktheiten nicht nur aushielt sondern wirklich mochte und mitzog ❤ Also: Eigentlich wollten wir unser Hobby, die Fotografie, weiter ausdehnen. Stephan, meine bessere Hälfte, hatte anfangs noch den Plan sich auf der Messe die „normalen“ Camper-Vans anzuschauen.
Mega cool: Erst dort erfuhr ich, dass auch er gerne einen Wagen hätte, in dem man schlafen könnte. Das passte ja immer besser – Traummann halt! 🙂
Ein Dachzelt!
So kamen wir also in die Halle mit den Bullis und den Wohnwagen. Wahnsinnig teure Autos, auf Hochglanz poliert. Allesamt mit unschönen Plastikmöbeln zugepflastert. Ich fragte mich, womit sie den Preis des Ausbaus rechtfertigten, ärgerte mich aber nicht lange darüber. Die Anfrage war ja da und gekauft wurden die Autos von der Stange dann von irgendwelchen Leuten trotzdem. Was mich wirklich etwas nervte waren die Menschenmengen in der heißen Halle. Ein Gedränge und Geschiebe und gefühlt war jeder Zweite gestresst. Und diese hektische Stimmung ging irgendwie auf mich über.
Kurz bevor ich den Weg zum Ausgang ansteuern wollte, sah ich es: Zwischen all diesen riesigen, unbezahlbaren Autos stand ein Auto mit einem ganz besonderen Stück auf dem Dach: Ein Dachzelt! Sofort erinnerte ich mich an das Deichbrand-Festival 2014 zurück und an diese verrückte Idee AUF dem Auto zu schlafen.
Das Gefühl gehetzt und gestresst zu sein verschwand. Ich sah nur noch das Klappdachzelt von Campwerk vor mir. Ich musste da rein! Ich musste es sehen. Ich musste darin Probeliegen! Und schon lag ich drin…tja drauf auf dem Dach. Man war das cool! So weit oben, weg von Nässe, Dreck und der Hektik der Menschen um mich herum. Was für ein Luxus – einfach über den Dingen stehen äh… liegen.
Als ich wieder am Boden war, informierte ich mich ein bisschen. Mit einem Dachzelt wäre man total flexibel, stellte ich dann fest. Es könnte auf fast jedes Auto rauf. Und wieder runter natürlich. Und das Auto könnte alltagstauglich bleiben. Das Zelt könnte mit umziehen, falls man mal das Auto wechseln würde. Das klang alles sehr perfekt für mich – da musste ich nur noch den Mann überzeugen.
Dachte ich mir so, aber das musste ich tatsächlich gar nicht. Er fand es von ganz alleine spannend genug und hatte sich schon mit Katalogen und Flyern eingedeckt. Ich weiß gar nicht mehr genau, ob er auch an diesem Tag noch nach oben geklettert ist.
Stephans Job Hobby: Die Recherche
An jenem Wochenende waren wir zu Besuch bei unseren Freunden in Hildesheim. Wir waren kaum dort angekommen, da begann Stephan schon mit seiner „Arbeit“. Er fand ganz schnell heraus, dass es von Campwerk auch Anhänger gibt. Und noch viel weitere Anbieter, die Dachzelte herstellen. Er erstellte eine pro- und kontra Liste und trug mir seine Gedanken vor. Dann warf er gefühlt alles wieder um und stellte neue Vergleiche auf – Er plante und war damit voll in seinem Element:
Er plante die Anschaffung und die Montage, und wahrscheinlich schon Reiseziele. Dabei stellte er fest: Das Auto müsste auch noch umgebaut werden. Aus Kisten leben und das daraus entstehende Chaos war für ihn – und auch für mich – unvorstellbar. Also baute er gedanklich schon den Kombi, den er in unsere Beziehung mitgebracht hatte, zum Camper um. Lotte, unser Toyota Avensis, ein tolles Auto und bald unser fahrbares Wochenendhaus?
Noch während wir bei unseren Freunden waren, plante er mit Jan von Hundterwegs, welche Umbaumaßnahmen Lotte so brauchte. Als das Wort Standheizung fiel, sagte Jan: „He, ich kenne da so eine Gruppe bei Facebook, da hat einer gezeigt, wie er eine Standheizung in ’ne Alukiste gebaut hat„. Also ist Stephan in diese Gruppe – die Dachzeltnomaden – gegangen und hat dort, was soll ich sagen!?…. Recherchierte. Dort ist er auf Gleichgesinnte gestoßen, die genau wie er voller Ideen waren.
Das Thema Dachzelt war seitdem täglich auf dem Tisch. Und wenig später stellte Stephan mir dann das Maggiolina Airlander vor. Ein Hartschalen-Dachzelt. Unsere Vorteile die wir sahen waren: Schneller Auf- und Abbau. Keine Flatterwände im Wind. Vergrößert die Standfläche beim Campen nicht.
Mir fehlte allerdings der Regen- und Sonnenschutz unter der aufklappbaren Platte. Aber dafür würde Stephan sich sicherlich auch noch etwas einfallen lassen. Also das Maggiolina Airlander sollte es werden! Wir sprachen nur kurz über die Größe (S, M, L) und entschieden uns für die goldene Mitte.
Die Kosten
Das war unser letztes Thema, bevor die Bestellung abgeschickt wurde. Bummelige 3.000 €. Wow, was für eine Summe! Die hatten wir nicht einfach so in einem Briefumschlag unter dem Kopfkissen liegen. Und dann wussten wir ja noch nicht einmal, ob wir das überhaupt so cool finden würden.
Die Zeit des Jahres, die man an meisten genießen sollte – Urlaub – campend zu verbringen? Ob das das Richtige war? Also ich war mir meiner Sache sicher: Ich hatte das Campen am Boden schon geliebt! (Ja ich weiß, da oben ließt es sich so, als hätte ich es durch und durch gehasst… aber ganz so schlimm war es tatsächlich doch nicht im Wurfzelt).
Stephan hingegen hatte nicht so viele und auch nicht so schöne Campingerinnerungen. Er war einmal mit mir beim Rock im Park – und das Krabbeln ins Zelt fand er richtig doof. Und dann erzählte er mir, dass er mal als jugendlicher mit Gipsfuß campen war. Auch nicht die einfachste Mission bei Dauerregen. Aber hey, ich war der geborene Optimist! Und ich konnte schon immer Menschen mit meiner Euphorie mitreißen.
Außerdem hätte man ja auch noch auf Plan B zurückgreifen können – das Zelt wieder verkaufen, wenn es einfach nicht zu uns passen würde.
Im Endeffekt haben wir nicht wirklich lange über diese Anschaffung gesprochen. Die Lieferzeit von 6 Wochen war deutlich länger. Stephan nutzte die Wartezeit wahnsinnig produktiv. Er Recherchierte (mal wieder), plante (ausgiebig) und baute Lottes Kofferraum zu einem Microcamper um. Der war sogar schon fertig als unser Dachzelt ankam.
Auf Entdeckungsreise
Eigentlich beginnt unser Abenteuer erst hier an dieser Stelle, denn wohin unser Dachzelt uns tatsächlich noch führen würde, ahnten wir noch lange nicht.
Noch drei Funfacts zum Schluss
- An jenem ‚Messe-Wochenende‘ habe ich etwas furchtbares über mich gelernt: Ich kann keine Sprichwörter ohne Fehler ‚aufsagen‘. Zumindest kaum welche, die ich ausspreche sind richtig. Ich packe alte Sprichwörter in die Neuzeit oder tüddel zwei zusammen in eins. Das ist ganz witzig – für alle Anderen. Ich kann zum Glück über mich selbst lachen. Und inzwischen lerne ich auch richtige Sprichwörter. Nur in der Euphorie klappt es noch nicht immer! Wenn du also falsche Sprichwörter hier auf dem Blog entdeckst, dann behalte sie nicht für Dich – teile sie mit uns!
- Mein schönes Wurfzelt ist inzwischen beerdigt. Auf der Womo-Greencamp-Recyclingstation vom Deichbrand Festival 2015 fand es sein Ende. Beim Aufbau (in der Sonne) ist eine ‚Stange‘ gebrochen. Als es dann nachts regnete hatte ich echt ein Problem: Entweder unten nasse Füße, oben eine nasse Plane im Gesicht oder in der Mitte zusammengekauert schlafen. Alles drei nicht so optimal.
- Schon bemerkt? Unser Blog „Van&Work“ beginnt mit den Buchstaben V und W – Was sich daraus wohl entwickelt…..?!
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Bildquellen (wenn nicht eigene Bilder)
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- „Koffer“ – Bild von tookapic auf Pixabay
- Campwerk.de